10 Fragen an... Rainer Teichmann

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1. Kannst Du dich erinnern, wann du zum ersten Mal erzählt hast?

Nein, nicht wirklich. Als kleines Kind habe ich eine Kasperbude geschenkt bekommen und fand es immer sehr schön und aufregend, vor meiner Schwester und Nachbarskindern erfundene Geschichten zu präsentieren. Spätestens mit Beginn meiner Pubertät war das dann aber komplett vorbei. Ich war viel zu schüchtern. Schreiben ja, erzählen nein!

 

Erst mit den Kindern hat sich irgendwann das abendliche Vorlesen zum Erzählen von Geschichten bei kleinen Wanderungen weiterentwickelt. 

2. Wie bist du zur Goldmund-Erzählerin geworden?

Ich nahm mit meiner Frau an einem besonderen Essen in München teil. Dabei war eine Moderatorin, die dann – für mich überraschend - zwei Geschichten erzählte. Das war richtig gut und auf der Rückfahrt sprach ich mit meiner Frau darüber. Und die sagte mir, dass das ja auch eine Goldmund-Erzählerin war. Erzählerin? Goldmund? Nie gehört. Also recherchierte ich im Internet. Und den Namen Goldmund fand ich klasse. So buchte ich ein Schnupperwochenende in München und wurde restlos überzeugt. Dort erzählte ich die Finderlinge, musste mich richtig überwinden, aber war nachher irgendwie stolz und bekam auch viel Beifall. Die Wartezeit dann bis zum Beginn des nächsten Zertifizierungskurses war mir viel zu lang. Die Goldmund-Erzählerin war übrigens Sigi Reindl und die beiden Geschichten könnte ich noch heute (nach)erzählen.

 

3. Wo erzählst du am liebsten?

So richtig viel Erfahrung habe ich noch nicht, z.B. kenne ich mich mit dem Erzählen vor und mit Kindern nicht aus. Was ich aber schon klar sagen kann ist, dass mir kleine Kreise besser gefallen als große Theater. Ich habe das Gefühl, dass dabei die Gäste besser mitgehen und mir – als Erzähler - schon während der Erzählung ein gutes Feedback geben. Aus finanziellen Gründen wären natürlich große Kreise viel lukrativer, aber heimeliger finde ich kleinere.

 

4. Wie bringt man dich aus der Fassung?

Während der Geschichte vorne sitzen und plötzlich ein erschrecktes Gesicht zu machen. Das ist bei mir einmal vorgekommen und ich war richtig irritiert. Ich dachte, dass ich etwas Wichtiges weggelassen hätte. Hinterher stellte es sich heraus, dass es gar nichts mit mir zu tun hatte. Es waren die Musiker, die sich nicht einig waren, was sie nach meiner Geschichte spielen sollten. 

 

5. Es war einmal... deine allererste Erzählung.

Als Mann, als Vater und als Angestellter im mittleren Management habe ich bestimmt immer wieder Geschichten erzählt, aber meine erste „richtige“ Geschichte habe ich kurz vor meiner Goldmund-Zertifizierung erzählt. Es war die Regentrude und ich schenkte sie meiner Mutter zu ihrem 84. Geburtstag. Sie hatte mir vorher gesagt, dass sie in der Mittelschule die beste Vorleserin der Klasse war und die Regentrude von Theodor Storm ganz alleine vorlesen durfte. Sie war so stolz darauf. Und für mich war es die große Herausforderung, ihr meine Erzählfassung bei ihrer Sommerparty zu präsentieren. Sie hat es sehr genossen.

 

6. Dein Tipp für das erste Mal?

Den gleichen wie für jeden Auftritt. Gute Vorbereitung, rechtzeitig da sein und sich mit den Verhältnissen vertraut machen, das Lampenfieber akzeptieren und immer daran denken, dass niemand im Publikum meine Geschichte besser erzählen kann als ich. Ich habe immer großes Lampenfieber und brauche immer vor der Veranstaltung einige Minuten nur für mich allein.

 

7. Wo findest du deine Geschichten?

Es ist eher die Frage, wie finden sie mich? Ich lese sehr viel und manchmal (selten genug) lese ich eine Geschichte, die mich sofort berührt. Daraus mache ich dann recht schnell eine erste Erzählfassung. Und irgendwann später packt es mich und ich mache an der Erzählfassung weiter. Und selbsterfundene Geschichten entstehen mit einem Begriff oder einem Satz, der sich dann in meinem Kopf selbstständig macht und zu Papier gebracht werden muss. Aktuell denke ich gerade über eine Schleichwurst nach. Vielleicht wird das auch eine Geschichte.

 

8. Dein schönstes Erzählerlebnis.

Ich finde es immer toll, wenn nach einer Erzählung das Adrenalin wieder absinkt und ich mit mir zufrieden bin.  Die Entspannung danach genieße ich. Wozu ich aber auch vorher das Lampenfieber brauche. Eines ohne das andere geht nicht. Am schönsten ist aber, wenn nachher noch Gäste zu mir kommen und sich für die schöne oder lebendige Geschichte bedanken.

 

9. Wie bereitest du dich vor?

Sehr sorgfältig. Die Bilder im Kopf müssen klar sein und einige Satzwendungen ebenfalls (z.B.: plattdeutsche Sätze oder Gedichtzeilen). Und ich stelle mir im Geist vor, wie ich die Geschichte meinem Publikum erzähle. Und natürlich auch den Beifall. Gerade dieses Visualisieren dämpft meine Unsicherheit.

 

10. Was sind deine Pläne für die nächste Zukunft?

Ich möchte meine Erzählkompetenz steigern und mehr Auftritte haben. Und ich möchte - gemeinsam mit anderen - mehr Erzählfeste initiieren und dadurch die regionale Erzählergemeinschaft stärken. Ein regelmäßiger regionaler Erzählertreff wäre mein Herzenswunsch.

 

Euer

 

Rainer Teichmann

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